Kapitel

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Altes Testament

Neues Testament

1. Mose 31 Hoffnung für Alle (HFA)

Die Flucht

1. Eines Tages erfuhr Jakob, dass Labans Söhne über ihn schimpften: »Der Kerl ist ein Dieb! Alles hat er sich vom Vater unter den Nagel gerissen. Auf unsere Kosten ist er reich geworden!«

2. An Labans finsterer Miene bemerkte Jakob, dass auch sein Onkel nicht mehr so auf seiner Seite stand wie früher.

3. Da sprach der Herr zu Jakob: »Geh wieder zurück in das Land deiner Väter und zu deinen Verwandten! Ich bin mit dir, ich werde dich beschützen!«

4. Daraufhin ließ Jakob Rahel und Lea zu sich auf die Weide holen.

5. Er sagte zu ihnen: »Ich merke es eurem Vater an, er ist nicht mehr so freundlich zu mir wie früher. Aber der Gott meiner Väter hält zu mir!

6. Ihr wisst, wie ich für euren Vater gearbeitet habe; meine ganze Kraft habe ich für ihn eingesetzt.

7. Trotzdem hat er mich betrogen und mir immer wieder einen anderen Lohn gegeben, als wir vereinbart hatten. Aber Gott hat nicht zugelassen, dass er mir Schaden zufügen konnte.

8. Wenn Laban zu mir sagte: ›Die Gesprenkelten sind dein Lohn‹, dann warf die ganze Herde gesprenkelte Tiere. Und wenn er dann sagte: ›Du bekommst doch lieber die Gestreiften‹ — dann gab es nur Gestreifte!

9. Dadurch hat Gott eurem Vater die Tiere genommen und sie mir gegeben.

10. Zu der Zeit, als die Tiere brünstig waren, hatte ich einen Traum. Ich sah, dass nur gestreifte, gesprenkelte und gescheckte Böcke die Tiere besprangen.

11. Ich hörte auch eine Stimme. Der Engel Gottes rief meinen Namen, und als ich ihm antwortete,

12. sagte er: ›Sieh zur Herde! Alle Böcke, die die Tiere bespringen, sind gestreift, gesprenkelt oder gescheckt. Das habe ich für dich bewirkt, denn ich habe gesehen, wie Laban dich betrügen wollte.

13. Ich bin der Gott, der dir in Bethel erschienen ist; du hast dort den Gedenkstein mit Öl begossen und mir ein Gelübde abgelegt. Verlass jetzt dieses Land, und kehr in deine Heimat zurück!‹«

14. Rahel und Lea erwiderten: »Wir bekommen ja doch kein Erbe mehr von unserem Vater!

15. Er hat das Familienrecht verletzt und uns wie Fremde behandelt! Denn alles Geld, das er damals für uns bekam, hat er für sich allein verbraucht; er hat uns also verkauft!

16. Der ganze Reichtum, den Gott unserem Vater weggenommen hat, gehört rechtmäßig uns und unseren Kindern! Wir halten zu dir! Tu alles, was Gott dir gesagt hat!«

17. Da setzte Jakob seine beiden Frauen und seine Kinder auf die Kamele

18. und zog Richtung Kanaan, in das Land seines Vaters Isaak. Er nahm mit, was er sich in Mesopotamien erarbeitet hatte: seinen ganzen Besitz und alle seine Viehherden.

19. Kurz bevor sie aufbrachen, nutzte Rahel die Gelegenheit und stahl die kleinen Götterfiguren ihres Vaters. Laban war nicht zu Hause, er war mit der Schafschur beschäftigt.

20. Ohne Laban zu benachrichtigen,

21. floh Jakob mit seinem ganzen Besitz. Er überquerte den Euphrat und zog in Richtung Gilead.

22. Erst nach drei Tagen erfuhr Laban von der Flucht;

23. sofort rief er alle Männer aus der Verwandtschaft zusammen und jagte Jakob hinterher. Sieben Tage dauerte die Verfolgungsjagd, dann stellte er Jakob im Gebirge Gilead.

24. In der Nacht davor aber hatte Laban einen Traum: Er sah, wie Gott zu ihm kam und ihn warnte: »Hüte dich davor, Jakob zu bedrohen!«

25. Laban holte Jakob ein, als dieser seine Zelte im Gebirge Gilead aufgeschlagen hatte. Laban und seine Verwandten schlugen dort ebenfalls ihre Zelte auf.

26. Dann stellte er Jakob zur Rede: »Warum hast du mich hinters Licht geführt und meine Töchter wie Kriegsgefangene fortgeschleppt?

27. Warum hast du dich heimlich davongeschlichen? Du hättest doch ruhig etwas sagen können, dann wären wir fröhlich auseinander gegangen. Mit Gesang und mit Musik hätten wir euch verabschiedet und wären noch ein Stück Weg mitgegangen.

28. Aber du hast mir nicht einmal erlaubt, meine Töchter und Enkel zum Abschied zu küssen. Das war dumm von dir!

29. Ich könnte es euch heimzahlen, aber der Gott eures Vaters hat letzte Nacht zu mir gesagt: ›Hüte dich davor, Jakob zu bedrohen!‹

30. Na schön, du bist losgezogen, weil das Heimweh dich nach Hause treibt. Aber warum hast du meine Götterfiguren gestohlen?«

31. »Ich habe dich heimlich verlassen, weil ich Angst hatte, du würdest deine Töchter nicht mit mir gehen lassen«, antwortete Jakob.

32. »Und was deine Götterfiguren betrifft: Bei wem du sie findest, der soll sterben! Durchsuch alles, und nimm, was dir gehört — die Männer hier sind Zeugen!« Jakob wusste nämlich nicht, dass Rahel die Götterfiguren gestohlen hatte.

33. Laban durchsuchte zuerst das Zelt Jakobs, danach Leas Zelt und das der beiden Mägde.

34-35. In der Zwischenzeit hatte Rahel die Götterfiguren unter ihren Kamelsattel gestopft und sich darauf gesetzt. Als ihr Vater in das Zelt kam, sagte sie zu ihm: »Sei mir nicht böse, Vater, es ist kein Mangel an Respekt, dass ich vor dir nicht aufstehe; ich habe gerade meine Tage.« Laban durchsuchte alles, fand aber nichts.

36. Da packte Jakob der Zorn, und er überhäufte Laban mit Vorwürfen: »Was habe ich dir getan, dass du mir nachhetzt wie einem Verbrecher?

37. Du hast meinen ganzen Besitz durchwühlt. Und? — Hast du irgendetwas gefunden, was dir gehört? Dann leg es hier in die Mitte, damit es alle Männer sehen und beurteilen können, wer von uns beiden im Recht ist!

38. Zwanzig Jahre bin ich bei dir gewesen, und in dieser Zeit habe ich so gut für deine Herden gesorgt, dass weder deine Schafe noch deine Ziegen Fehlgeburten hatten. Ich habe nie ein Tier aus deiner Herde gestohlen und für mich geschlachtet.

39. Wenn ein Schaf von einem Raubtier gerissen wurde, dann hast du keine Entschuldigung gelten lassen; ich musste für den Schaden aufkommen — es war dir ganz egal, ob das Tier bei Tag oder bei Nacht geraubt worden war!

40. Ich bekam die ganze Härte des Hirtenlebens zu spüren: am Tag die Hitze und in der Nacht die Kälte, und oft konnte ich nicht schlafen.

41. Insgesamt bin ich zwanzig Jahre bei dir gewesen; davon habe ich vierzehn Jahre für deine beiden Töchter gearbeitet und dann noch einmal sechs Jahre, um die Herde zu bekommen. Doch du hast mir immer wieder einen anderen Lohn gegeben, als wir vereinbart hatten.

42. Du hättest mir sogar jetzt alles weggenommen und mich mit leeren Händen davongejagt, wenn mir nicht der Gott meines Großvaters Abraham geholfen hätte, dem auch mein Vater Isaak mit Ehrfurcht gedient hat. Gott hat mit angesehen, wie ich mich für dich abgearbeitet habe und wie schlecht du mich behandelt hast. Darum hat er mir letzte Nacht zu meinem Recht verholfen!«

Jakob und Laban einigen sich

43. Laban entgegnete: »Die Frauen sind meine Töchter und ihre Kinder meine Kinder, die Herde ist meine Herde, und alles, was du hier siehst, gehört mir! Aber jetzt kann ich doch nichts mehr für meine Töchter und Enkelkinder tun!

44. Komm, wir schließen ein Abkommen miteinander und stellen ein Zeichen auf, das uns beide daran erinnert!«

45. Jakob wälzte einen großen Stein heran und richtete ihn als Gedenkstein auf.

46. Er befahl seinen Dienern, Steine zu sammeln und sie zu einem Hügel aufzuschütten. Auf dem Steinhügel versammelten sie sich und aßen gemeinsam.

47. Laban nannte den Ort Jegar-Sahaduta, und Jakob nannte ihn Gal-Ed.

48. »Dieser Hügel ist jetzt Zeuge für unser Abkommen«, sagte Laban. Deswegen nannte auch er ihn Gal-Ed.

49. Man gab dem Gedenkstein noch einen anderen Namen: Mizpa (»Wachturm«), denn Laban sagte zu Jakob: »Der Herr soll darüber wachen, dass wir unsere Abmachung einhalten, wenn wir uns getrennt haben.

50. Niemals darfst du meine Töchter schlecht behandeln oder dir noch andere Frauen dazunehmen! Ich werde es zwar nicht erfahren, aber Gott ist unser Zeuge!«

51-52. Laban fuhr fort: »Dieser Hügel und dieser Gedenkstein, die ich errichtet habe, sind Zeugen für unsere gegenseitige Übereinkunft: Keiner von uns darf diese Grenze je in feindlicher Absicht überschreiten!

53. Der Gott Abrahams und der Gott Nahors — der Gott ihres gemeinsamen Vaters — soll jeden bestrafen, der sich nicht daran hält!«Jakob schwor bei dem Gott, dem sein Vater Isaak mit Ehrfurcht diente, sich an dieses Abkommen zu halten.

54. Danach schlachtete er ein Opfertier und lud seine Verwandten zum Opfermahl ein. Dort im Bergland blieben sie auch über Nacht.